Sabine B. Vogel




Uberarbeitetes Interview 

Kunstbulletin  

June 1992

 

 

 

 

 

Sabine B. Vogel: Was ist dieses Capital Project? FaBt dud damit ausgestellten Arbeiten als Gruppe zusammen?

 

Peter Hopkins: Nein, der title umfaBT mehr. Es ist die Moglichkeit, einen Rahme fur all meine AktivitatenundalleArbeitenu schaffen. Dazu gehoren die Ausstellungen, die fahrten zu den freien Mullhalden, die Bilder, Fotos, aber auch mein Leben in ConnecticutCapital Project ist eine Orginisations-Fiktion, eine nicht existente Sache. Sozusagen eine Leerstelle, die ich vor-und ruckwarts mit Daten und Werken frie fullen kann.

 

S.B.V: Widersprechen diesem so umfassend angelegten Project dann nicht die Bilder als traditionelles, auf eine begrenzte Flache reduzierts Medium?

 

P.H.: Im Gegenteil – gerade weil die Bilder dem zu widersprechen scheinen, gehoren sie dazu. Dieses Organisations-Projekt ist deswegen moglich, weil die Dazugehorigkeiten jedesmal neu gesichert warden mussen und damit eine offene Struktur erhalten bleibt. Und die Malerie habe ich vor einegen Jahren (1986) gewahlt, weil es kaum ein abwegigeres Medium gab. In den achtziger Jahren war konzeptuelles Bildermalen vollig

verpont – das war so falsch, daB es zugleich die grosste Freihot bot. Mit Bildern konnte frei hantiert warden. Seit 1987 sind meine Bilder nicht im traditionellen Sinn emit Farbe gemalt, sondern mit Parfum, Coca-Cola, Abwasser, mit stoff bespannt, Mull darin ein- gearbeitet. Jedes Bild ist eine Site geworden: Das Parfum in der Wand verandert beim Eintritt den Ort. Und auch das Capital Project ist eine “Site”, wie die russiche Puppe:

eine Site in der Site, in der Site….

 

S.B.V: Ist der kleine Parfum –Teich im Wandloch auch eine Bild?

 

P.H.: Parfum ist etwas, was nur in Metaphern beschreiben warden kann. Parfum muss Miteigenen Bedeutungen gefullt warden. Ist als Fakt eigentlich nicht vorhanden. Parfum ist zwar auch ein Bild, kommt Bildern sehr nahe, aber vor alum ist es die beste Beschreibung fur des Capital Project – als ein Ereignis, das kein Volumen hat und Abwesenheit gefullt ist…Wie auch die Site.

 

S.B.V.: Wenn d Site sagst, beziehst du dich dann auf den amerikanischen Landart Kunstler Robert Smithson?

 

P.H.: Ja, allardings definiere ich die beiden Begriffe Site und Non-Site anders. Also ist die Galerie jetzt die Site und der Ort auBerhalb der Ausstellung z. B. eine Mullhalde, ist zur Non-Site geworden.

 

S.B.V.: Woher weiB man denn von den Materialien?

 

P.H.: Auf den kleinen Tafeln, die gerahmt an der Wand hangen, warden die Informationen gegeben. Diese Arbeiten rahmen die Bilder- so wie der Titel Capital Project verschiedenen Ausstellungen den Rahmen gibt. Und wer weder Titel noch Tafeln liest, wird die Bilder dann einfach als schone Bilder wahrnehmen- asthetischer Mull.

 

S.B.V.: Und woher weiB man dann, daB du nicht doch nur an asthetischen Bildern interessiert bist?

 

P.H.: Das kann man nicht wissen!








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