Bilder mit Duft

 

In der Galerie Limmer in Freiburg: Peter Hopkins

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Samstag, 14 Mai, 1994

 

 

 

 


     Von “Capital Project” spricht Peter Hopkins. Das, was er tue, sein Leben uberhaupt, sei das Projekt. Hopkins’ Bildobjekte sind vor einem Hintergrund zu lokalisieren, der ausserst weit und wenig greifbar ist. Es sind ungewohnliche Bilder, die der Amerikaner derzeit in der Freiburger Galerie Limmer zeigt. Wer die Liste der verwendeten Materialien liest, dem strauben sich die Haare: Nagellack, Lippenstift, Coca-Cola, Abwasser, medizinische Flussigkeiten…Zwischen, Konsumalltag and Mullhalde entwickelt sich das Projekt.

     Die meisten der ausgestellten Arbeiten gehoren zu der Serie “Perfume Site”. Es sind mettallisch glanzande, abweisend glatte, teils gefaltelte Farbhaute. Bilder, die weit entfernt sind von einer warmen Korperlichkeit. In ihnen reflektiert sich eine Welt, deren Gesichtszuge zvilisationsgepragt, zunehmend kunstlich sind. Eine welt, die sich zudem nicht mehr zwingend aus dem Sicht baren erklart. Den “Perfume Sites” sieht man nicht an, aus welchem Teufelszeug sie bestehen. Und dadurch, dass er ihnen, wie der Tital sagt, einen Geruch assoziiert, erweitert sie Hopkins dann vollends ins Ungriefbare. Unter den Tafeln steht auf dem Bode nein Reserveflaschchen mit Duftwasser “(All Perfumes Courtesy of Balenciega, Paris)”.

     “Vermisst” nennt Hopkins die Ausstellung, in der neben den “Perfume Sites” auch eine grossere Bildtafel zu sehen ist. “Shroud  #4” tragt den Abdruck eines menschlichen Korpers. Der Kunstler holt inh als Zitat ins Bild und erklart ihn zugleich, in seiner schattenhaft instabilen Erscheinung, fur abwesend. Das heist, die Abbildung tritt hervor und verliert sich wieder – das Geschehen auf der schillernden Flache ist vom Blickwinkel abhangig. “Perfume Room #1” schliesslich, das der Schau integrierte Foto, hat etwas zum Gegenstand, das sich schlechterdings nicht zeigen lasst. Man sieht in einen protzig eingerichten Schlafraum. Das eigenliche Sujet jedoch, worauf als Indiz ein Flakon im Bildvordergrund hinweist, ist der im Zimmer verbreitete Duft. “Parfum”, sagt der Kunstler, “ist die beste Beschriebung fur das Capital Project –als ei Ereignis,das kein Volumen hat und mit Abwesenheit gefullt ist…”.

     Vor einem Jahr hatte Hopkins – Documenta-Teilnehmer 1992 – seine erste Ausstellung bei Limmer in Freiburg. Heute gehort er zum Kunstlerstamm der Wolfgang Gunther gefuhrten Galerie, die wohl eher am Kunstmarkt bekannt ist als unter den einheimischen Flaneuren.




Volker Bauermeister




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