Badische Zeitung

Fritag, 14 Mai, 1993

 

 

“Ein Maler Mit Parfum”

 


BZ- Interview mit Martin Engler

 



Martin Engler: Ihre Ausstellung tragt den Titel…Excerpts from the Capital ProjectWas is das fur ein Project und warum daraus nur Auszuge?

 

Peter Hopkins: Diese Ausstellung, die Galerie, unser Gesprach… alles, was ich tue, gehort zu meinem Projekt. Neben den Bildern dieser Ausstellung umschliesst es auch alle vorhergehenden Ausstellung. Die Orte, von denen die Materialen Stammen, auch den Orte der Galerie.

 

 M.E.: Ihre Materialen sind Cola, Abwasser, Parfum….Sie erzielen damit aber Eine   konventionelle Malerie, welchen Zweck haben diese exotischen Materialen?

 

P.H.: Sie eroffnen erst wietergehende Kontexte, durch sie warden Mullhalden, Industrie, Konsom indas Projekt intergriert. Oft sind diese Elemente a verborgen.

 

M.E.: In anderen Ausstellengun haben Sie sehr viel mit Parfum gearbeitet. Hat Parfum eine symbolische Bedeutung fur ihre gesamte Arbeit?

 

P.H.: In einer sehr oberflachlichen Betrachtungsweise, ja. Man konnte vielleicht sagen, dass wie bei meinen Bildern hinter dem Schein – dem Duft – ganz anderes verborgen st. Chemie, Abfall… Aber das ist nur eine – sehr einfache – Sicht meiner Arbeiten. Ich selbst habe funf Assissten, die nacht meinen Anwiesungen die Bilder herstellen. Ich ziehe vor, ihnen zu sagen, was ch haben mochte. Ich setze damit einen Prozess in Gang, dessen Ausgang nur in groben Zugen vorbestimmt ist.

 

M.E.: Der Arbeitsprozess  und die verwendeten Materialien sind also wichtig fur das Verstandis des “Capital Project”, nur findet diese – sagen wir konzeptuelle – Ebene keine formalasthetische Entsprechung. Der Galeriebesucher begegnet nur “schonen” Bildern.

 

P.H.: Ja. Aber der Betrachter kann auch feststellen, dass es mehr zu entdecken gibt.

Er kann dann auf dem Beiblatt sehen, woraus die Bilder gemacht sind. Oder e saber auch lassen…Ein wichtiges  Element meines Capital Projects ist eben dieses mogliche Missverstandnis. Die Arbeit muss nicht, aber sie kann in seiner “tieferen” Bedeutung erfasst werden. Ich mochte dem Betrachter neben den verschieden Ebenen meines Projektes auch noch einen asthetischen Genuss bieten.

 

M.E.: Also eine Verbindung von zwei sehr unterschiedlichen Ansatzen konzeptuelle Kunst und “gefallige” Malerie. Mit Schwerpunkt auf letzterem?

 

P.H.: Ja, und noch eineges mehr…die “klassische” Avant-garde meinte immer, durch die Hasslichkeit provozieren zu mussen. Beginnend mit velleicht Courbet, war immer diese Opposition zwischen Warheit und Schonheit.

 

M.E.: Und das ist heute vorbei?

 

P.H.: Ja. Wenn der Betracher jeden Tag im Fernsehen einen neuen Flugzeugabsturz sieht, fallt es schwer, noch Kunstforum zu finden, die schockieren. Ich finde es interessanter, das “konzeptuelle Schone” in meine Arbeiten einzubauen. Das Modell “hasslich gleich wahr” funktioniert nicht mehr. Eine Marktfrau, die diese Arbeiten zufallig sieht und nett findet, ist furmich auf eine Art interessanter als ein Kunststudent, der sie fur “sehr wahr” halt.

 

M.E.: Wie definiert sich dann ihre Rolle als Kunstle…?

 

P.H. Man st nichtmehr der Agent einer Sache, sondern man wird zum Doppelagenten. “Konzeptuelle Praxis” spielt sich heute unbemerkt ab. Meine Arbeiten konnen erzieherisch wirken, aber nicht fur einen bestimmten Inhalt, sondern im Sinne eines Verstandisses unserer Gegenwart, weil sie selbst auf verscheidenen Ebenen functionieren. Sie zeigen, dass es keine festen Bedeutungen gibt. Seit 1914, als Einstein seine “Relativitatstheorie begrundete, leben wir mit dieser Theorie. Wir haben bis heute Gebraucht, diese Einsicht in unserer Gegenwart zu realisieren.    





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